Fibisch

Erinnerungen an Fibisch im Banat

Fibisch (amtlich: Fibis; ung.: Temesfüves) liegt ungefähr 30 km von Temeswar entfernt, etwa in der Mitte zwischen Temeswar/Lippa an der Landstraße DJ 691 am nordöstlichen Rande des Temescher Landkreises. Bei guter Sicht kann man im Nordosten bis zu den Lippaer Bergen sehen und die Landschaft beginnt langsam hügelig zu werden. Die Landstraße durchquert Fibisch in voller Länge.

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Im Norden ca. 4 km entfernt liegt Blumenthal, im Osten in etwa 4 km Entfernung, liegt Königshof. Zwischen Fibisch und Königshof befindet sich ein schönes, fruchtbares Tal durch das die Bergsau „Bergsaugraben“ fließt, die manchmal das ganze Tal überschwemmt. Bedingt durch diese Überschwemmungen haben sich im Laufe der Zeit die umliegenden Ortschaften auf höher gelegen Plätzen angesiedelt. Durch dieses Tal geht auch die Eisenbahnlinie Temeswar Radna mit Bahnstationen in Fibisch wie auch Königshof.

Im Westen in ca. 5 km Entfernung liegt das Dorf Seceani, welches zur Gemeinde Orzydorf gehört. Westlich, außerhalb der Ortschaft, ist auch die „Römerschanz“ (Limes) zu finden, was darauf deutet, dass die Gegend schon zur Römerzeit besiedelt war. Was die Römerschanz anbelangt, ist man sich nicht sicher, ob sie nicht von den Awaren nach römischem Modell gebaut wurde. Zwischen Fibisch und Seceani fließt auch der Matka-Graben, der etwas weniger Wasser führt als der Bergsaugraben.

Richtung Temeswar, südlich in etwa 10 km Entfernung, befindet sich Bruckenau mit dem Bentschecker Wald und Bahnstation zwischen drin. Da befindet sich auch noch der „Sauerwasserbrunnen“ im Bordosch Tal, dessen Wasserqualität sehr gut war. Nachdem man allerdings versucht hat, mit mehreren Bohrungen festzustellen, ob die Wassermenge ausreichend zum Abfüllen ist, litt auch die Wasserqualität.

Bevor Fibisch auf der aktuellen Gemarkung angesiedelt wurde, waren wohl schon an vier anderen Plätzen Kleinsiedlungen an kleinen Wasserläufen entstanden. Von diesen alten Heimstätten fand man bei Ausgrabungen oder bei zufälligen Landarbeiten noch Reste. Vorgeschichtliche Siedlungsspuren fand man auf den Gemarkungen von Fibisch und Bergsautal aus den Jahren 5000- 4000 v. Chr.

Urkundlich wird Fibisch erstmals um 1234 als „Villa Fives“ erwähnt. 2014 feierte die tschaft ihr 780-jähriges Bestehen, was gleichzeitig bedeutet, dass Fibisch in etwa 20 Jahre älter ist als Temeswar und somit eine der ältesten Temescher Ortschaften ist. Die älteste attestierte Ortschaft ist Altbeschenowa (Dudeștii Vechi) aus dem Jahre 1217. Bei den Feierlichkeiten wurde auch darauf hingewiesen, dass die Landstraße die Fibisch mit der Ortschaft Seceani (Gemeinde Orzydorf) verbindet, demnächst auch asphaltiert werden soll, sodass auch der Weg Richtung Arad, ca. 30 km, wieder geöffnet wird. Bei den Feierlichkeiten wurde ein Buch in rumänischer Sprache, betreffend der 780-jährigen Fibischer Geschichte von Aurel Ghirocean präsentiert. Für geschichtlich Interessierte und die, die rumänisch noch beherrschen, ist es sicherlich ein wertvolles Buch. Ein sehr gutes Buch in deutscher Sprache ist das „Heimatbuch des deutschen Ortsteils Fibisch im Banat“ von Anna und Franz Schneider, dass mit viel Fleiß und Mühe verfasst wurde.

Fibisch blieb auch von Seuchen nicht verschont. Man erzählte, dass mindestens zweihundert Dorfbewohner der Cholera zum Opfer fielen. Dazu gibt es einen Hügel mit einem großen Kreuz auf dem rumänischen Friedhof.

Die Mehrheit der Fibischer Bevölkerung sind Banater Rumänen, mit einem Dialekt der seines gleichen sucht. Der Dialekt ist sehr beeinflusst von den verschiedenen Besatzungen unter denen die Ortschaft im Laufe der Zeit stand.

Die Ansiedlung der deutschen Bevölkerung beginnt in etwa um das Jahr 1800 am nordöstlichen Rande der Ortschaft Richtung Blumenthal. Laut einigen Dokumentationen haben sich in Fibisch gleichzeitig mit den Deutschen auch die ersten Ungarn angesiedelt.

Aus früheren Erzählungen haben sich scheinbar die ersten Deutschen in der Moschie (rum. mosie), einige hundert Meter südwestlich vom aktuellen Ort niedergelassen. Auf Grund von häufigen Überfällen haben sie dann ihre Siedlung auf die jetzige Gemarkung verlegt, wahrscheinlich zogen aber auch viele nach Blumenthal, da es viele verwandte Sippen zwischen beiden Orten gab.

Ein ähnliches Schicksal erlitten auch die Siedler von „Greifenthal“, dass sich angeblich auch zwischen Fibisch und Königshof befand, hier kam auch das manchmal auftretende Hochwasser des Bergsaugrabens hinzu. Die meisten „Greifenthaler“ wurden allerdings nach Königshof, aber auch ein kleiner Teil nach Fibisch und Blumenthal, umgesiedelt.

Die orthodoxe Kirche wurde 1812 erbaut.
Die römisch-katholische Kirche wurde 1901 erbaut.
Die rumänische Schule wurde 1771 erbaut.
Die deutsche Schule wurde viel später, erst 1891, erbaut.

Das Zusammenleben der vertretenen Nationalitäten in Fibisch: Rumänen, Deutschen wie auch Ungarn kann man als sehr gut bezeichnen, man respektierte und schätzte sich gegenseitig, es gab auch eine gesunde Konkurrenz, welche wahrscheinlich zum Aufblühen der Banater Ortschaften führte. Aus Höflichkeit sei erwähnt, dass bei einer Unterhaltung die Sprache gesprochen wurde, die alle verstanden.

Eine gegenseitige Unterstützung der Fibischer, egal ob Rumänen, Deutsche oder Ungarn, konnte man in der kommunistischen Zeit immer wieder feststellen, bei irgendwelchen Problemen unterstützte und half man sich gegenseitig. Die kommunistische Diktatur hat natürlich auch vieles zerstört unter anderem die Arbeitsmoral, die ging mehr oder weniger verloren und wahrscheinlich braucht es Generationen bis das Aufwärtsstreben, wie es z.B. zwischen den Weltkriegen war, wieder in Ordnung ist. Laut vielen Fibischer Rumänen fehlen ihnen auch die Deutschen, die für ihre bekannten Eigenschaften oftmals als Vorbild dienten.

Nach dem zweiten Weltkrieg wurden, wie aus anderen Banater Ortschaften auch viele junge deutsche Frauen und Männer in Arbeitslagern nach Russland deportiert – hauptsächlich Donbassgebiet von wo viele leider nicht mehr heimkamen. Viele der Deportierten waren zwischen den Jahren 1945 bis 1950 in den Arbeitslagern. Die, die noch heimkamen hatten oftmals schwere gesundheitliche Schäden. In Rumänien versucht man nun auch die Deportation der deutschen Minderheitsbevölkerung nach dem zweiten Weltkrieg aufzuarbeiten.

Hier ein kleiner Ausschnitt der fibischer Bevölkerungsstruktur im Laufe der Zeit*.

Jahr Rumänen Deutsche Ungaren Andere Insgesamt
1821 1304 269     1573
1880 1325 562 311 107 2305
1900 1354 649 332 11 2346
1910 1367 569 472 22 2430
1941 1455 454 376 12 2297
1977 1610 150 195 21 1976

*Anmerkung: Diese Zahlen könnten geringfügig abweichen, da manchmal Volkszählungen auf Basis von Religionszugehörigkeit durchgeführt wurden, oder nicht immer die Nationalität korrekt angekreuzt wurde.

Die meisten Deutschen lebten wohl um die Jahrhundertwende 1900 in Fibisch. Um 1940 wurden noch 466 Deutsche gezählt. Bis 1977 sank die Zahl der Deutschen auf 150 Personen.

Nach dem Sturz der kommunistischen Diktatur, bei der Volkszählung vom Januar 1992 konnte man feststellen, dass die deutsche Kolonisation des Banats auch in Fibisch ihrem Ende zugeht, zum Deutschtum bekannten sich nur noch 14 Personen unter den 1630 Dorfbewohnern.

Bei dieser Gelegenheit, stellte sich allerdings auch heraus, dass nicht nur die Deutschen ihrem Heimatdorf den Rücken kehrten, sondern es zogen auch viele Rumänen und Ungarn weg, teils in die nahe liegende Großstadt Temeswar.

Hier noch eine kleine heitere Geschichte, die von unseren Großeltern immer wieder mal erzählt wurde, betreffend beide Ortschaften bei einer Wallfahrt nach Maria-Radna.

Alljährlich am Hl. Antonius gingen die Blumenthaler und die Fibischer, die natürlich zahlenmäßig weniger als die Blumenthaler waren, nach dem Gnaden- und Wallfahrtsort Maria-Radna. Während sie ehrfurchtsvoll und demütig dem Hauptaltar entgegen schritten, sangen sie dabei das Marienlied. Die Blumenthaler hatten allerdings einen Nachsatz hinzugedichtet und nach jeder Strophe erklang dann der Refrain:


„O Maria hilf uns all
Denn wir sind aus Blumenthal“

 

Die Fibischer ärgerten sich über diese Zumutung, denn es hätte ja sein können, dass die Mutter Gottes nichts von den Fibischern wusste und sie somit aus ihrer Gnade ausschloss. Nach jedem Refrain stieg die Erregung der Fibischer mehr und mehr an. Als sie dann am Hauptaltar ankamen, erklang die letzte Strophe des Liedes recht kräftig und damit auch der Refrain:

„O Maria hilf uns all
Denn wir sind aus Blumenthal“

 

Da riss der Geduldsfaden der Resi-Bas aus Fibisch, damit die Gnadenmutter es auch hörte, schrie sie laut und deutlich mit Zorn erfüllter Stimme: „Am A… die Halbscheit ist aus Fibisch“.

Hans Stengel
 

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